Die Rettung des Euro im Detail

Zur Größe des Rettungsschirms

Soll der ESM von 500 Mrd. Euro auf eine Billion aufgestockt werden? Von Hebelungsphantasien haben sich die Politiker wenigstens verabschiedet. Doch würde eine Billion nicht einmal zur Rettung Spaniens und Italiens ausreichen. Für Griechenland hat der Rettungsschirm versagt. Wenn er nicht greift, wenn er benötigt wird, also Gläubiger einen Schuldenschnitt in Kauf nehmen müssen, besteht kein Vertrauen weder in den Rettungsschirm noch in das Gläubigerland. Die Hatz auf das Land und den Euro geht so verstärkt weiter.

Würde nicht die EZB einen Realkurs beschreiten, den Stabilitätspolitiker als Sünde verurteilen, wäre die Euro-Krise aus dem Ruder geraten. Theorie und Politik folgen so der von der EZB vollzogenen Realpolitik – ohne echte Kritik. Die Kommentierungen deutscher Stabilitätspolitiker widersprechen zwar der Realität, aber keiner will das merken. Die EZB hat wie die FED ein QE (Quantitative Easing) vorgenommen mit der Ausgabe von 500 Milliarden Euro neuem Geld an die Euro-Banken. Inflationsgefahren sollen davon nicht ausgehen. Kurzfristig stimmt dies, v.a. weil die Euro-Banken ihre Liquidität bei der EZB bunkern aus der Vertrauenskrise der Banken untereinander (wer bricht an CDS-Verlusten zusammen?).

Auch bei Dr. Schneiders „Euro-Länder-Bank“ werden die bisherigen Schulden der beigetretenen Euro-Länder über frisches Geld finanziert. In der eleganten Modifikation des Modells (nur Schulden über 60% des BIPs über die Euro-Länder-Bank zu finanzieren) beträgt der QE-Effekt immer noch 3 Billionen Euro. Deshalb wird die Euro-Länder-Bank von Merkel und Weidemann abgelehnt. Doch die 3 Billionen wären die definitive Größe des Rettungsschirms, wenn sie richtig kommuniziert würden d.h. die 4,8 Billionen an Schulden, die 60% des BIPs entsprechen, vom Vertrauen der Gläubiger (= mit niedrigen Zinsen) getragen würden (der echte Hebel-Effekt).

Nur die EZB kann diese 3 Billionen finanzieren - unter der Voraussetzung, dass sie keine Staatsanleihen abschreiben muss und alle irgendwann zurückgezahlt werden, weil die Schuldner saniert werden. Beim Euro-Länder-Bank-Modell werden die 3 Billionen auch auf 0 zurückgefahren – allerdings durch verstärkte Effizienz der Länder und nicht durch volkswirtschaftlich kontraproduktives Sparen. Die Eurokrise reduziert sich auf zwei fundamentale Fragen:

1.)    Werden die Euro-Staaten 2012 die Neuverschuldung abstellen?

2.)    Wie können sie volkswirtschaftlich so ertüchtigt werden, dass sie die Schuldenlast nachhaltig senken können d.h. florierende Staaten ohne ständige Konjunkturfinanzierung durch den Staat.


Erst wenn die Staatsschulden gesenkt werden, verringert sich die Euro-Geldmenge über die Euro-Länder-Bank. Andererseits werden große Euro-Bestände als Devisen-Reserven vom Markt genommen, weil mit der absoluten Euro-Rettung über die Euro-Länder-Bank die Welt in den Euro flüchten wird, der dann den Dollar als dominierende Leitwährung ersetzt – mit steigendem Eurokurs bei zu geringer Euro-Menge.
In Folge steht die 60%-Regel zur Disposition und wird durch die 80- bzw. 100%-Regel abgelöst werden können, wenn die Geldmärkte niedrige Zinsen gewähren.

Für Deutschland signalisierten dies die Märkte, als sie einen negativen Zins akzeptierten – ohne von einer Deflation ausgehen zu können. Deutschland liegt zurzeit bei 80% Staatsverschuldung gemessen am BIP – das freilich wächst.