Kolumne im Detail

Gnade, Vernunft und Förderung für Griechenland

Mit dem Verbleib Griechenlands in der Euro-Zone gibt es viele widersprüchliche Diskussionen, wie der "Patient Griechenland" zu genesen habe. Von „keinen Euro mehr“ bis hin zu umfassender EU-Investitionsförderung reicht die Palette der Forderungen. Wie in der Medizin kann aber der Patient nur die Krankheit selbst besiegen. Dazu braucht er neben der richtigen Arznei, Ruhe und Zeit zur Erholung.

Emotionale Aufgebrachtheit, Vorwürfe, Schuldzuweisungen und Erpressungen wirken freilich kontraproduktiv. Die Sanierung Griechenlands erfordert drei Schritte:

  1. die Gnade. Sie reicht von finanzieller Soforthilfe bis zu einem Schuldenerlass. Der Bedingungsrahmen für diese Art christlicher Nächstenliebe darf aber nicht zu restriktiv sein, weil sonst Erpressung vorliegt;
  2. die Vernunft. Sie hat beim griechischen Volk einzusetzen. Es kann nicht mehr ausgegeben werden als eingenommen wird. Dazu sollen die Sparappelle führen. Aber dieser Reifungsprozess hat von innen heraus einzusetzen, erfordert Zeit und politische Überzeugungsarbeit der Griechen untereinander;
  3. die Förderung. Sie kann erst greifen, wenn ein geläutertes griechisches Volk sie will und annimmt. Erst dann können Verwaltungsbeamte der EU zu Hilfe kommen und Investitionszuschüsse die Zukunft zurückgeben. Sie kann erst nach der Phase der Vernunft einsetzen. Auch hier liegt das Heft des Handelns bei den Griechen. Die EU darf aber Hilfsersuchen nicht ablehnen. Diese Förderung ist der eigentliche Kern der europäischen Einheit. Letztendlich funktioniert Europa und der Euro nur über dieses Annähern der wirtschaftlichen Entwicklung.